SUCHT

Kampf gegen die Sucht: Russland erteilt der Bevölkerung Rauchverbot

Rund 44 Millionen Menschen greifen im Raucherparadies Russland zum Glimmstengel. Seit 1. Juni dieses Jahres sind sie in ihrer Raucherfreiheit jedoch erheblich eingeschränkt. Ein hartes öffentliches Rauchverbot ist in Kraft. Ob das jedoch der Weisheit letzter Schluss ist, wird von der Bevölkerung stark angezweifelt.

Rauchverbot in Russland: Sinnvolle Hilfe oder nur ein weiterer Eingriff in die Privatssphäre. (Foto: flickr/ DucDigital)

Bereits im vergangenen November forderte der russische Premier Dmitri Medwedew ein öffentliches Rauchverbot (mehr hier). Denn: Nicht nur der immense Alkoholkonsum der russischen Bevölkerung hält den hiesigen Gesundheitssektor in Atem, sondern auch die immense Sucht der Einheimischen nach Nikotin.

Seit 1. Juni gilt in Russland ein hartes Rauchverbot

Der Politiker schlug zur Reduzierung der Raucheranzahl ein totales Rauchverbot an öffentlichen Orten bis zum Jahr 2015 sowie einen grundsätzliches Verbot von Tabakwerbung vor. Darüber hinaus sollten die bisher sehr niedrigen Tabaksteuern angehoben werden. Ein Vorschlag, der bereits vom damaligen Regierungschef Wladimir Putin im Jahr 2010 angeregt und nun Ende Februar dieses Jahres von ihm abgesegnet wurde. Das so genannte Anti-Tabak-Gesetz ist jetzt seit dem 1. Juni in Kraft, das berichtet The Moscow Times.

Mit vergangenem Samstag ist das Rauchen in städtische Verkehrsmitteln wie Bussen und Straßenbahnen, in Bahnhöfen und Flughäfen sowie an Bushaltestellen verboten. Ebenso tabu sind seither Aufzüge, Verwaltungsgebäude, Schulen und Krankenhäuser. Ab Juni 2014, so RIA Novosti, gilt das Verbot dann auch für Schiffe, Fernzüge, Hotels, Cafés und Restaurants. Verstöße sollen mit Strafen von bis zu 3000 Rubel, umgerechnet etwa 94 Dollar, geahndet werden. Wie das Verbot allerdings konsequent umgesetzt werden soll, ist derzeit unklar. Nach Angaben der Polizei wolle man es in den ersten Wochen bei einer mündlichen Verwarnung belassen.

Doch dem nicht genug: Um nicht in Versuchung zu geraten, müssen die Glimmstengel nun auch aus den Schaufenstern verschwinden. Zudem wird den Tabakherstellern verboten, Lotterien zu veranstalten oder Festspiele bzw. Wettkämpfe als Sponsoren zu unterstützen.  Brisant zudem: Der gesamte Schriftwechsel, so berichtete RIA Novosti hierzu, zwischen Tabakfirmen und Behörden werde publik sein.

Zigarretten bereits für gut einen Euro zu haben

Und das nicht ohne Grund. Denn die Zahlen sind alarmierend: Jedes Jahr, so berichtete das Magazin “Voice of America” bereits im vergangenen Jahr, würden Hunderttausende Russinnen und Russen an Krankheiten versterben, die in Zusammenhang mit ihrem Nikotinkonsum stünden. Reuters spricht in diesem Zusammenhang von etwa 400.000 Todesfällen pro Jahr. Insgesamt habe das Land sogar eine der höchsten Raucherquoten weltweit. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liege der Anteil der rauchenden Erwachsenen bei 40 Prozent. Das sind gut 44 Millionen Menschen, die sich um Raucherparadies Russland eine Schachtel Zigaretten für gerade einmal einen Euro beschaffen können. Global betrachtet gäbe es derzeit nur eine einzige Nation, die den Hang zum Glimmstengel noch exzessiver betreibe – China.

Bei den Russen kommt das Rauchverbot unterdessen gar nicht gut an. Wie das digitaljournal.com berichtet, fühlen sich die Menschen ein weiteres Mal von der russischen Regierung in ihrer Privatssphäre beschnitten. Das Argument, dass in anderen Ländern ähnliche Verbote herrschen würden, zähle für sie nicht. Als Russen hätten sie schließlich ihre eigene Mentalität. Eine demokratische Lösung des Problems wäre daher weitaus besser gewesen als ein neuerliches Verbot. Andere sind der Ansicht, dass entsprechende Hilfsmaßnahmen für Nikotinabhängige weitaus sinnvoller gewesen wären.

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