DIVERSIFIKATION

Angry Birds Erfinder Rovio: Jetzt werden die Flügel über Russland ausgestreckt

Jetzt geht es auf das nächste Level: Das finnische Entwicklerstudio von Angry Birds, Rovio Entertainment Ltd., schaut sich nach neuen Investitionsmöglichkeiten um. Auserkoren haben die Erfinder des bekannten Artillery-Computerspiels diesmal den russischen Markt. Mit dem Kauf interessanter Projekte auf der ganzen Welt will sich das skandinavische Unternehmen weiter diversifizieren.

Was passiert, wenn Angry Birds eines Tages langweilig wird? Rovio schaut sich schon jetzt weltweit nach interessanten Projekten um. (Foto: thethreesisters/flickr)

Wie Unternehmensgründer Peter Vesterbaka erklärt, halte seine Firma derzeit Ausschau nach anspruchsvollen Projekten auf der ganzen Welt, die vor allem im Gaming-Bereich angesiedelt seien. Zwar legt Rovio im kommenden Sommer selbst nach: Dann soll es mit “Amazing Alex” einen würdigen Nachfolger für das wohl bekannteste und beliebteste Spiel für Smartphones, Angry Birds, geben. Dennoch scheint es an der Zeit, die bunten Federn auch in andere Himmelsrichtungen gleiten zu lassen.

“In diesem Jahr überstieg die Zahl der Downloads von Angry Birds eine Milliarde im Vergleich zu mehreren hundert Millionen im vergangenen Jahr. Wir haben bereits einige interessante Projekte für Investitionen in Russland gefunden. Im Augenblick können wir diese aber noch nicht offenlegen”, so Vesterbaka in einem Interview mit “RBC Daily”.

Russland hat viele gute Spiele-Entwickler

In der Tat ist die russische Gamer-Szene vielversprechend: Im Jahr 2011 stiegen laut Alexander Lyskovsky, CEO von Alawar Games, die Umsätze für Smartphone-Applikationen in Russland um 30 bis 40 Prozent auf 30 Millionen Dollar an. Darüber hinaus komme der Großteil der Einnahmen aus den Free-to-Download-Applikationen, bei denen die User nur für notwendige Updates zur Kasse gebeten werden, die den Fortgang eines Spiels ermöglichen. Lyskovsky zeigt sich überzeugt, dass Russland einige gute Leute hätte, die auf dem Gebiet der Spieleentwicklung jede Menge tolle Arbeiten hervorbrächten.

Und genau um jene geht es auch Rovio: “Wir sind ständig auf der Suche nach interessanten Projekten. Finden wir eins, dann bezahlen wir auch für ein bestimmtes Produkt. Über 30% der weltweiten Casual-Games werden in Russland hergestellt. Unser Unternehmen arbeitet nun mit mehr als 70 Teams”, so Lyskovsky.

Russland ein schwieriges Umfeld für ausländische Investoren

Das bestätigen auch Branchenkenner: In Russland, davon sind sie überzeugt, gibt es viele junge talentierte Entwickler. Davor stünde jedoch ein großes Aber: Denn Investoren würden oft durch die unzureichende russische Gesetzgebung und Pirateriekontrolle verschreckt. Marktteilnehmer der Branche sind sich einig, dass die russische Bürokratie und das fehlende Zuschuss-System für potentiell profitable Projekte die Entwicklung dieses vielversprechenden russischen Sektors hemmen. “Die Rechte an geistigem Eigentum sind nicht ausreichend geschützt. Das zwingt die Investoren Ländern in Osteuropa und Asien den Vorzug zu geben, wo der gesetzliche Schutz stärker geben ist”, erläutert der Marketing-Manager für die russische Tochtergesellschaft von Electronic Arts, Alexander Kozhevnikov, in einem Interview mit “RBC Daily” das Problem.

Rovio scheint das allerdings nicht zu schrecken: “Es ist kein Geheimnis, dass das erfolgreiche Angry Birds das einzige Produkt von Rovio ist, das ein gewisses Risiko für das Unternehmen birgt”, sagt Alex Patsai, Leiter von Mail.Ru Games für Handys. Sobald sich die Kunden von den “bösen Vögeln” gelangweilt fühlten – und dieser Trend sei bereits in Sicht – könnte sich die Position des Unternehmens auf dem Markt zusehends verschlechtern. Also versucht Rovio durch Projekte der russischen Designer, die man dann verlegen kann, zu diversifizieren. Der russische Markt für Mobile Games sei immer noch in der Entwicklung und weit entfernt davon gesättigt zu sein. “Rovio ist eine attraktive Marke, aber um auf dem russischen Markt erfolgreich zu sein, ist es wichtig, seine Besonderheiten zu kennen – etwas, womit ausländische Firmen nicht gerade prahlen können”, schließt Patsai ab.

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